An der Spitze der evangelischen Landeskirche Württemberg steht der Landesbischof. Auf das Gendern konnte man bislang verzichten, denn noch nie hatte bislang eine Frau dieses Amt inne. Nachdem der amtierende Bischof aus Altersgründen nicht mehr antrat, musste die Landessynode dieser Tage einen Nachfolgerin/einen Nachfolger wählen. Wie das genau vonstatten geht zeigt Ihnen dieser Erklärfilm oder der einschlägige Beitrag in der Wikipedia.
Die Landessynode ist das Parlament der Landeskirche, so die Wikipedia, und wie im richtigen Laben hat auch dieses Parlament Fraktionen, euphemistisch „Gesprächskreise“ genannt. Drei KandidatInnen (jawohl, diesmal auch eine Frau!) standen zur Wahl und wurden von „ihren“ Gesprächskreisen unterstützt. Hier im Groben der Verlauf der letzten drei Tage:
- In den ersten vier Wahlgängen erreicht keine(r) der KandidatInnen die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Delegierten, die Bischofswahl in der evangelischen Landeskirche Württemberg [ist] vorerst gescheitert.
- Die Bischofswahl wird zur Hängepartie, der Kandidat der „Mitte“ zieht sich aus Wahl zum Landesbischof zurück.
- Es herrschen Ärger und Frust nach gescheiterter Bischofswahl. Die Landeskirche ringt bei Bischofswahl weiter um Lösung.
- Erneuter Anlauf zur Wahl heute, am 19. März. Gewählt wird der Kandidat der „Mitte“ nach erneuter Nominierung. Ja, Sie lesen richtig, das war der, der seine Kandidatur wegen zu geringer Akzeptanz zurückgezogen hatte.
- Alle sind glücklich, der weiße Rauch steigt auf: „Habemus Episkopum!“
Man muss sich das mal auf der Zunge vorstellen (Rolf Miller): Im Endeffekt wurde nun der Kandidat gewählt, der von allen drei KandidatInnen zu Anfang des Wahldramas die geringste Zahl der Stimmen auf sich vereinigen konnte und daher als Drittplatzierter aufgegeben hatte.
Da fragt man sich als Wald- und Wiesen-Kirchenmitglied natürlich, was da im Hintergrund gesprochen und gearbeitet (gemauschelt?) wurde um so einen geradezu historischen Kompromiss zu erzielen. Wahrscheinlich handelt es sich sogar um einen vollkommenen Kompromiss im Sinn von Aristide Briand:
Ein Kompromiss, ist dann vollkommen,
wenn alle unzufrieden sind.
Nun ja, warum sollte es in der Kirche anders zugehen als in den sonstigen Bereichen des öffentlichen Lebens? Allerdings frage ich mich in Fällen wie diesen, ob Kirchenkabarett eine lukrative Geschäftsidee für mich wäre.