Als letztes Jahr „unser“ Vikar zusammen mit anderen VikarInnen ordiniert wurde, wurde über dieses Kapitel gepredigt und auch während unseres ökumenischen Brunnenfestes vergangenen Sonntag in der Ravensburger Weststadt war es wieder Thema: Der Fischzug des Petrus. Man findet diese Geschichte bei Lk 5,4 – 11. Am See Genezareth fordert Jesus den Fischer Simon auf, mit seinen Gefährten dorthin zu fahren, wo es tief ist und dort die Netze zum Fang auszuwerfen. Simon weist darauf hin, dass er und die anderen Fischer die ganze vergangene Nacht unterwegs waren und nichts gefangen haben. Schließlich aber willigt er ein und fährt noch einmal hinaus. Tatsächlich werden bei diesem Fischzug die Netze von der Beute so voll, dass sie zu reißen drohen. Später wird Jesus Simon erklären, dass er von nun an Menschen statt Fische fangen werde (Lk 5,10). So weit so gut, die meisten der LeserInnen werden diese Geschichte, die viele Einsichten möglich macht, kennen.
Immer wieder höre ich, man müsse heutzutage eben hinnehmen, dass Menschen sich vom Glauben oder zumindest von der Kirche abwenden. Die Leute, die in den Gottesdienst kämen, würden immer weniger. Auch die kirchlichen Angebote würden immer weniger wahrgenommen, es käme keiner mehr. Ich kann die Enttäuschung gut verstehen, andererseits bringen mich die Schlussfolgerungen wie „Grundsätzlich könne man daran nichts ändern, der „Zeitgeist“ sei eben so“ oder „man müsse eben mit den Leuten arbeiten, die noch kommen“ , mitunter auf die Palme.
Manchmal finde ich es interessant, nicht nur darüber nachzudenken, was Jesus gesagt oder getan hat, sondern darüber, was er eben nicht gesagt und getan hat. Zum Beispiel in der o.a. Geschichte von Fischzug des Petrus (Simon).
Jesus sagte zu Petrus nicht:
Setze dich mit deinem Gefährten ans Ufer, breite dort die Netze aus und warte, bis die Fische von selbst in die Netze hineinspringen.
nicht Lukas 5,5
sondern er gab Simon die Anweisung:
Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
Lukas 5,5
Man beachte den Unterschied: Fahre hinaus, werde aktiv! Tu das mit deinen Gefährten, was ihr könnt: fischt!. „Hinausfahren“, sagte Jesus, nicht am Ort bleiben. Hinausfahren nicht in seichte Gewässer, sondern dorthin, wo es tief ist. Und dann kam die Ernte.
Und eine Ankündigung: in Zukunft geht es nicht mehr um Fische, sondern um Menschen.
Vielleicht ist es auch für uns Zeit, die seichten Gewässer zu verlassen und dahin zu fahren, wo es tief ist. Manche sind dazu (noch) nicht bereit. Sie sagen immer noch: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ (Lk 5,5). Aber möglicherweise kommt ja irgendwann noch der große Aufbruch auf sein Wort hin, trotz Frust und Enttäuschung.
Bemerkenswert ist übrigens auch, dass dieses Kapitel gerade für die Predigt bei der Ordination der Vikare ausgewählt wurde. Die Grundbotschaft damals habe ich so verstanden: Ihr, die frisch ordinierten PfarrerInnen. seid die Nachfolger von Simon Petrus. Ihr geht jetzt auf den Fischzug oder besser Menschenfang.
Ist das so? Sind wirklich Pfarrpersonen für diese Fischzüge verantwortlich? Oder sind es nicht vielmehr die Gemeindeglieder selbst, die für die Verbreitung der Botschaft verantwortlich sind. Klaus Douglass hat es an Pfingsten in seinem Vortrag bei Worthaus 10 in Tübingen auf den Punkt gebracht und Sandra Bils hat es gleich auf Twitter geteilt: