Am 21. Oktober fand auf Einladung der theologischen Fakultät der PH Weingarten ein kompakter Workshop mit dem Titel „Wie kommt Gott in die Kinderköpfe?“ statt. Referentin war Frau Prof. em. Dr. Szagun. Grundlage des Workshop waren die Ergebnisse von Langzeitstudien, die Frau Prof. Szagun mit Kindern aus unterschiedlichsten Milieus in Kindertagesstätten durchgeführt hat. Dort wurden die Kinder im Lauf ihrer Entwicklung immer wieder zu „Gott und der Welt“ befragt. Die Antwort gaben die Kinder mit körperlichen Collagen aus unterschiedlichen Materialien, die sie dann Frau Szagun näher erklärten. Es war für mich beeindruckend zu hören, welch tiefsinnige theologische Problemstellungen bereits in den Köpfen von Kindern im Kita-Alter gewälzt werden. Probleme, über die sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg PhilosophInnen und TheologInnen herumgestritten haben (und noch streiten).
Mich hat der Nachmittag sehr beeindruckt und ich habe viel, auch über mich und meine eigene Kindheit, gelernt. Bisher habe ich immer geglaubt, ich käme aus einem vornehmlich säkularen Haushalt. Aber offensichtlich haben das Anzünden der Kerzen an der Pyramide zur Adventszeit und das andächtige Lauschen von Liedern aus dem Erzgebirge zusammen mit meiner Mutter doch mehr spirituelle Spuren hinterlassen, als ich bislang dachte. Kinder spüren die Haltung ihrer Bezugspersonen, ihnen kann man nichts vormachen.
Leider gab es, gerade was Bezugspersonen angeht, auch traurige Momente. Etwa, wenn Fr. Szagun die Skulpturen von Kindern zeigte, die zuhause vernachlässigt wurden oder sogar regelmäßig Prügel bezogen. Mir trieb es manchmal die Tränen in die Augen, als sie erzählte, welche Geschichten und Sehnsüchte diese Kinder mit ihren Kunstwerken verbanden.
Eine Botschaft aus der Veranstaltung habe ich mir gemerkt. Man muss aufpassen, was man den Kindern über Gott und den Glauben vermittelt. Laut Fr. Szagun sollte man ihnen nichts erzählen, was man später zurücknehmen muss. Also Vorsicht mit dem „lieben“ Gott, dem „allmächtigen“ Vater und was sonst noch so allgemein im Umlauf ist.
Fr. Prof. Szagun hat einen Artikel verfasst, der die Inhalte des Workshops in Weingarten gut zusammenfasst: Religiöses Lernen im Kindesalter – Ein Beziehungsgeschehen (Download pdf-Datei).
Leider war die Veranstaltung mau besucht, aber immerhin waren drei Betreuerinnen einer Kindertagesstätte anwesend. Die sympathische Dame ist zwar emeritiert, befindet sich aber bei weitem nicht im Ruhestand und so geht sie auch heute noch tageweise in Kitas um vor Ort ErzieherInnen zu coachen. Frau Prof. Szagun hat erlaubt, die Workshopunterlagen weiter zu verteilen. Wenn jemand Interesse daran hat, dann bitte gerne E-Mail an mich.
Hier kann man Frau Prof. Szagun virtuell in einem Vortrag erleben: Gotteskonzeptentwicklung, Teil 1 und Teil 2.
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